Norwegen stand schon lange bei mir auf Platz 1 der Bucket List. Mit dem Van für ein paar Wochen durch Norwegen, viel wandern und natürlich möglichst viele verschiedene Orte sehen - so hatte ich mir meinen ersten Trip nach Norwegen vorgestellt. Ende September 2021 ging es dann für mich tatsächlich das erste Mal nach Norwegen. Allerdings ganz anders als ich es mir die letzten Monate ausgemalt hatte: kein Van, nur ein paar Tage, praktisch keine Wanderungen und nur an einem Ort. Aber es wurde eines der besten Outdoor-Erlebnisse in meinem Leben.
Eine Angel hatte ich noch nie in meinem Leben in der Hand, aber diese Frage habe ich sofort mit "Ja klar" beantwortet. Drei Wochen später ging es für mich gemeinsam mit dem dänischen Schuhhersteller ECCO Outdoor [Werbung] und dem dänischen Abenteurer, TV-Starkoch, Fotograf und Outdoor-Koch Brian Bojsen nach Norwegen in die Stadt Bodø oder besser gesagt nach Saltstraumen.
Saltstraumen? Nach meinem spontanen "Ja klar" habe ich direkt zwei Dinge gegoogelt: bei YouTube "Hochseefischen für absolute Anfänger" und bei Google Maps "Saltstraumen".
Der Saltstraumen liegt ca. 30 km südöstlich von Bodø im Norden von Norwegen. Er gilt als der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Der Name leitet sich von der Region "Salten" und dem norwegischen Wort "Straumen" ab, was übersetzt "Strömung, Strom" bedeutet. Der Strom kann dabei gewaltige Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreichen. Gerade am Rand des Stroms lassen sich zahlreiche Strudel beobachten, die einen Durchmesser von bis zu zehn Meter erreichen können. Das Wasser ist hier eigentlich ständig in Bewegung, was ich später auch auf den kleinen Booten merken sollte. Nur bei der Tideumkehr beruhigt sich das Wasser für eine kurze Zeit.
Ich habe die Tage in der kleinen Apartmentanlage "Saltstraumen Brygge" in bester Lage direkt am Wasser verbracht. Im Eingang jedes Apartments stand eine sehr große Kühltruhe. Es war schnell klar, dass wer hier Urlaub macht, große Fische fangen will. Die Anlage bietet 36 Leihboote und hat einen eigenen Angelladen, bei dem man auch viel Ausrüstung leihen kann.
Ich bin etwas früher in "Saltstraumen Brygge" angekommen als der Rest der Teilnehmer. Von daher war noch genug Zeit für meine "Feuertaufe" auf Wasser. Kurz umziehen und es ging mit drei der Guides mit einem Boot raus. Mawill, einer der drei Guides, sagte zu mir beim Losfahren "Lars, du wirst jetzt Deinen ersten Fisch in Deinem Leben fangen. Das verspreche ich dir". Ich musste lachen. Mein Ziel war eigentlich nur, dass ich mich beim ersten Mal Angeln nicht ganz so blöd anstelle und nicht über Bord gehe. Ungefähr 20 Minuten später hatte ich den ersten Fisch am Haken, einen Köhler. Der "Wild Scandinavian Way" hatte für mich nun begonnen.
Die Boote waren alle mit einem Garmin Plotter und Echolot ausgestattet. Es handelte sich um ein 2D Echolot mit einem Farbdisplay. Das Bild scrollt hier immer von rechts nach links und hat uns die grobe Struktur des Bodens, aber auch die aktuelle Tiefe angezeigt. Auch Fischschwärme zeigt das Echolot an. Ich lernte in den Tagen in Norwegen verschiedene Daten aus dem Echolot zu nutzen, um einen guten Angelplatz mit dem Boot zu finden. Je nach Fischart waren das zum Beispiel steile Kanten am Boden.
Sobald wir eine gute Stelle ausgemacht hatten, haben wir die Angeln mit Köder ins Wasser gelassen. Dann ging der Blick für die nächste Zeit ins Wasser bzw. richtete sich auf das Ende der Angelrute. Jedes leichtes Zucken der Rute hat bei mir als Anfänger auf jeden Fall gleich etwas freudige Anspannung ausgelöst. Leider zuckte es am Anfang häufiger, wenn sich der Köder am Boden verfangen hatte. Mit der Zeit bekam ich durch die Tipps unserer Guides ein besseres Gefühl für die richtige Tiefe für den Köder und es zuckte bald schon der erste richtig große Dorsch an der Angel. Es war das erste Mal, dass ich selbst einen so großen Fisch mit ca. 1 m Länge und 9 kg Gewicht gesehen habe.
Diese Region in Norwegen ist unter Anglern bekannt für seinen Fischreichtum. Fangen kann man hier vor allem Köhler, Dorsch, Heilbutt, Schellfisch, Lengfisch, Pollack und Steinbeißer - mit etwas Glück sogar Seeteufel. Große Exemplare jenseits von 150 cm Länge sind hier keine Seltenheit.
Die meiste Zeit haben wir in einer Tiefe von ca. 40 m geangelt. Es ging aber mit den Booten auch mal etwas weiter raus auf das offene Wasser, so dass wir eine Angeltiefe von ca. 200 - 250 m hatten. In dieser Tiefe hält sich dicht über dem Boden der Rotbarsch auf. Dabei liebt er gerade sehr steile, felsigen Kanten. Der Rotbarsch kann bis zu einem Meter lang werden, hat aber meistens eine Größe von ca. 40 bis 60 cm. Markant ist auf jeden Fall seine goldrote Farbe. Daher wird der Rotbarsch auch als Goldbarsch bezeichnet.
Als absoluter Neuling beim Angeln habe ich von den Guides in den Tagen einiges gelernt - auch im Hinblick auf die richtige Ausrüstung. Beim Angeln auf Rotbarsch wurde eine komplett andere Angelausrüstung benutzt. Hier kommt vor allem eine sehr lange Vorfachschnur mit mehreren Haken zum Einsatz, um einen etwas größeren Tiefenbereich abdecken zu können. Durch die Tiefe von ca. 250 m nutzt man auch ein relativ schweres Blei mit einem Gewicht von 500 g - 1.000 g, damit die Schnur möglichst senkrecht zu Boden geht. Als Anfänger merkt man das Gewicht bei dieser Tiefe auf jeden Fall beim Einholen der Schnur - auch wenn kein Rotbarsch dran hängt.
Am Abend wurde der gefangene Fisch dann filetiert und von Brian und Martin frisch zubereitet. So gab es für uns Heilbutt und Rotbarsch. Nach einem langen Tag auf den Booten war das gemeinsame Abendessen immer ein Highlight. Das leckere Essen von Martin werde ich definitiv vermissen.
Wir waren eine bunte Gruppe von 16 Personen. Die meisten kamen aus Hamburg, viele angelten schon seit mehreren Jahren. Vom Anfänger bis zum Vollblut-Profi war alles mit dabei. Manche waren zu zweit oder dritt angereist. Ein paar andere und ich dagegen alleine. Eins hat uns trotz aller Unterschiede aber verbunden, die große Lust auf das Outdoor-Abenteuer und eine komplett neue Erfahrung im Leben zu machen - Hochseefischen im stärksten Gezeitenstrom der Welt.
Auf den Booten waren wir immer zu dritt plus ein Guide. In diesen Kleingruppen haben wir so praktisch den ganzen Tag zusammen verbracht. Frühstück, Lunch und Abendessen gab es für uns alle dann in der großen Gruppe gemeinsam. Also genug Zeit, um über unsere Erlebnisse auf dem Boot zu sprechen. Am Abend ging es dann meistens darum, wer aus der Gruppe den größten Fisch gefangen hat. Letztlich sind es die Menschen, die einen Moment besonders machen, und in Norwegen habe ich viele besondere Momente erlebt.
Ein gemeinsames Frühstück war für alle immer gegen 9 Uhr angesetzt, bevor es dann mit den Booten zum Angeln raus ging. Also genug Zeit, um vorher zum Sonnenaufgang noch etwas die nähere Umgebung zu erkunden. Zusammen mit Simon aus der Schweiz, mit dem ich mir das Zimmer geteilt habe, ging es daher immer gegen 5:45 Uhr vor Sonnenaufgang mit der Kamera los. Ganz ohne Wandern geht es bei mir einfach nicht.
Bei uns im Allgäu war das Wetter Ende September trist. Wir hatten irgendetwas zwischen Sommerende und Herbstanfang. Alles mehr grau als wirklich schön. In Norwegen war der Herbst dagegen schon so richtig angekommen. Es war richtig schön herbstlich bunt. Die kleinen Wanderungen vor dem Frühstück haben auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht. Zum ausgiebigen Wandern werde ich irgendwann nochmal nach Norwegen zurück-kommen müssen.
Neben den idealen Bedingungen für das Hochseefischen, hat die Region aber noch ein ganz anderes Natur-Highlight zu bieten. Saltstraumen liegt in der Provinz Nordland. Sie ist mit über 38.000 km² die schmalste, aber zugleich auch die längste Provinz in Norwegen. Die Stadt Bodo ist Verwaltungszentrum dieser Provinz, zu der auch die bekannte Inselgruppe Lofoten gehört. Landschaftlich ist sie von vielen Bergen, Tälern und Fjorden geprägt. Dadurch bildet sie den perfekten Lebensraum für den größten Greifvogel Europas: den Seeadler.
Die norwegische Provinz Nordland beheimatet ca. 20% der weltweiten Seeadlerpopulation und ist daher ein optimaler Ort, um Seeadler in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten und auch zu fotografieren. Ich fotografiere sehr gerne Tiere und habe auch schon in den Alpen Adler beobachten können, meistens aber nur aus der Ferne. Am letzten Tag ging es daher mit einem der kleinen Boote auf die Suche nach Seeadlern.
Seeadler ernähren sich vor allem von Fisch und Seevögeln. Mit wachsamen Auge sitzen sie daher oft in der Nähe der Fjorde auf Klippen oder Bäumen und beobachten das Wasser. Wir mussten nur wenige Kilometer mit dem Boot fahren, um die ersten Seeadler am Himmel zu entdecken. Deutlich länger hat es aber gedauert, bis einer der Seeadler irgendwann auf die Jagd nach Nahrung gegangen ist. Erst aus der Nähe wird einem die eigentliche Größe dieser Tiere bewusst. Die Flügelspannweite kann bis zu stolzen 2,5 m betragen. Ein unheimlich majestätischer Anblick.
Dieses Foto entstand vom Boot mit meinem Teleobjektiv (Canon RF 70-200 mm) bei der maximalen Brennweite von 200 mm. Es zählt für mich zu meinen Lieblingsfotos aus diesem Jahr und hält einen Moment aus Norwegen fest, an den ich mich noch länger erinnern werde. Letztlich geht es mir um genau diese Momente, die man in einem Foto festhält. Ein Foto was für mich selbst noch viel mehr ist, als nur ein Foto. Es ist eine Erinnerung an einen ganz besonderen Moment. Das Seeadler Foto ist für mich genau dieses eine Foto meines ECCO Outdoor Mikroabenteuers in Norwegen.
Es waren nur vier Tage, aber diese waren so wahnsinnig intensiv und voll mit Erlebnissen für mich. Ich habe wenig geschlafen, um so viel wie möglich aus jedem Tag für mich rausziehen zu können. Irgendwie passt für mich das Wort Mikroabenteuer hier nicht wirklich, es war eher ein "Megaabenteuer"...- eine mega Erfahrung für die ich sehr dankbar bin. Die Lust auf mehr Abenteuer in Skandinavien ist auf jeden Fall bei mir geweckt.