Eigentlich wollte ich bereits 2022 am Peak Performance Vertical K Race in Schweden teilnehmen. Aber eine Oberschenkelverletzung machte mir damals einen Strich durch die Rechnung. Daher war es dann erst im August 2023 so weit: meine erste Teilnahme an einem Vertical K Race. Eigentlich war es viel mehr als das, da es sogar meine allererste Teilnahme überhaupt an einem Trail-Running Rennen war. Was ich bei meinem Rennen bzw. meinem Trip nach Schweden erlebt habe, liest du hier.
Åre ist ein kleiner Ort in der schwedischen Region Jämtlands län und ist ca. 100 km von Östersund entfernt, wo sich auch der nächste Flughafen mit Anbindung zu Stockholm befindet. Alternativ lässt sich Åre von Stockholm aus auch mit dem Zug erreichen. Der Ort hat knapp über 3.000 Einwohner und ist vor allem als Wintersportort bekannt. Das Skigebiet gehört zu einem der ältesten und wichtigsten Gebiete in ganz Schweden. Åre ist durch den Tourismus geprägt und in Schweden sehr beliebt - sowohl im Winter als auch im Sommer.
Der Grund warum das Peak Performance Vertical K Race ausgerechnet in Åre stattfindet, hat vor allem was mit der Geschichte dieser Outdoor Marke zu tun. Die Marke hat ihren Ursprung in diesem kleinen schwedischen Wintersportort. Hier wurde auch der erste Peak Performance Store eröffnet - in einem ehemaligen Postamt genau am Hauptplatz des Ortes. Genau hier startet übrigens auch das alljährliche PP Vertical K Race.
Wenn man vom Hauptplatz in Åre hinauf zum Berg schaut, dann kann man auch das Peak Performance Mountain House sehen. Es liegt direkt neben einer Skipiste und ist dadurch gerade im Winter ein absolutes Highlight. In dem Mountain House befinden sich übrigens auch einige Apartments, die ganz normal für den eigenen Urlaub gebucht werden können.
Åre wird häufig auch als "die alpine Hauptstadt Skandinaviens" bezeichnet, hat aber auch im Sommer viel Outdoor-Sport zu bieten. Im Sommer fallen einem in Åre direkt die viele Mountain-Biker im Dorf und Umgebung auf. Das liegt daran, dass es in Åre einen sehr großen Bike Park gibt, der auf der Website der Region wie folgt beschrieben wird:
"Åre Bike Park is not only one of the world’s largest bike parks, but it’s also been crowned one of the best in the world, and maybe even of the oldest. Above all else, it’s a fantastic adventure for riders of all levels and all ages."
Viele Seen und Fjorde in der Nähe und im Umland von Åre bieten sich aber auch für kurze oder lange Touren mit dem Kajak an. Eine Kajak-Tour in Schweden ist definitiv ein komplett anderes Erlebnis als in Deutschland. Man kann hier mit dem Kajak stundenlang durch die einsame und abgelegene Natur fahren - ohne, dass man auf andere Menschen trifft. Natur pur.
Natürlich ist auch das klassische Wandern in der Region gut möglich. Eine schöne kurze Wanderung ist zum Beispiel von Åre nach Totthumeln. Von dieser kleinen Erhöhung hat man einen schönen Rundumblick über die Region mit ihren vielen Seen und Fjorden - vorausgesetzt natürlich das Wetter passt.
Bei schlechtem Wetter kann es da oben an genau der gleichen Stelle aber auch mal etwas anders aussehen. Hat auch was, aber eben kein Rundumblick.
Eine gute Anlaufstelle für jegliche Outdoor-Aktivitäten rund um Åre ist übrigens Åreguiderna. Dort findet man Tourenangebote und Guides für Sommer-Aktivitäten wie Kajaking, Trailrunning, Downhill biking oder Hiking aber auch für Winter-Aktivitäten wie Skitouren, Snowmobile, Touren mit Schlittenhunden oder Eisfischen.
Übrigens: Keine Outdoor Aktivität in Schweden ohne ein Essen und Kaffee in der Natur. Das gehört einfach immer mit dazu. In Schweden ist das auch alles etwas unkomplizierter als in Deutschland. Es gibt zahlreiche öffentliche Feuerstellen oder auch kleine Hütten, in denen man Essen zubereiten kann.
Das Rennen startet mit einem Massenstart in Åre Torg und endet auf dem Åreskutan. Der Åreskutan ist ein Fjäll (= "baumlose Hochfläche oberhalb der Waldgrenze in Skandinavien") und hat eine Höhe von 1.420 m. Als Zuschauer hat man übrigens die Möglichkeit, bis zu einer Höhe von ca. 1.275 m mit einer Gondel zu fahren. Die restlichen ca. 150 hm muss man dann zu Fuß hinter sich bringen. Übrigens liegt auf dem Gipfel des Åreskutan auch das höchstgelegene Café Schwedens.
Race-Day war der 1. August 2023. Es war bereits Tage vorher klar, dass das Wetter leicht regnerisch werden sollte. Leider wurde die Wettervorhersage immer schlechter. Kritisch war, dass es am eigentlichen Renntag sehr windig wurde und auch das Risiko für Gewitter am Abend anstieg. Aufgrund des starken Windes wurde bereits am Vormittag der Betrieb der großen Bergbahn eingestellt. Aber genau mit dieser Gondel sollten abends nach dem Rennen alle Läufer /-innen wieder runter ins Tal fahren. Zur Mittagszeit hat die Rennleitung aufgrund des Sicherheitsrisikos daher entschieden, dass das PP Verical Race nicht wie geplant stattfinden kann. Aus dem Vertical K wurde ein Vertical Sprint - 2 km mit 500 Höhenmeter.
Der Lauf ist zwar verhältnismäßig kurz, aber wie auch bei längeren Trailrunning-Events, gibt der Organisator verschiedene Dinge als Pflichtausrüstung vor. Hierzu gehören folgende Sachen:
Es wird angegeben, dass eine Überprüfung der Ausrüstung am Ende des Rennes möglich ist. Pro fehlendem Item wird eine Strafe von 15 min. ausgesprochen.
Schließlich war der eigentliche Renntag gekommen. So langsam stieg auch bei mir die Anspannung. Ich war letztes Jahr bereits als Zuschauer beim Vertical K Race in Schweden dabei. Von daher wusste ich schon ein wenig, was mich erwartet. Nach dem Frühstück ging es noch zu einem kleinen Warm-Up in die Nähe der eigentlichen Rennstrecke. Neben Sabine, Judy und Basti war mit Emrik auch noch ein schwedischer Fotograf mit dabei, der noch ein paar Fotos von uns gemacht hat. Zu diesem Zeitpunkt sind wir noch davon ausgegangen, dass das Rennen am Abend über die volle Distanz gehen würde - auch wenn es bereits sehr windig und die große Bergbahn ihren Betrieb schon eingestellt hatte.
Ich war ja bereits im Vorjahr in Åre. Aufgrund meiner Verletzung musste ich damals aber meinen Start absagen und war nur Zuschauer. Dafür konnte ich von der Veranstaltung Fotos machen - sowohl beim Start als auch beim Ziel am Gipfel. Ich war damals beim Start der Frauen und Männer dabei, bin dann aber direkt mit der Bergbahn hochgefahren. Die Bahn fährt nicht direkt bis zum Gipfel. Die letzten ca. 150 hm muss man selbst noch laufen. Zum Zieleinlauf der schnellsten Läufer /-innen schafft man es so daher nicht - zumindest nicht, wenn man die Starts aller Gruppen mit verfolgt. Auch letztes Jahr war das Wetter für einen Sommertag sehr - ich sag mal - "schwedisch". Es war nasskalt und windig. Am Gipfel war es nur ein paar Grad über null - "sportliche Bedingungen". Ich hatte auf jeden Fall großen Respekt für alle Teilnehmer /-innen, die bei diesen Bedingungen das Rennen beendet haben.
Dieses Jahr bin ich verletzungsfrei geblieben und konnte am 1. August 2023 dann selbst an den Start gehen. Der Start der Frauen war für 18 Uhr und für die Elite Gruppe der Männer (max. 50 Personen mit Ambitionen auf die Top 20) für 18:20 Uhr angesetzt. Ich bin zusammen mit Basti in der "normalen Männergruppe" 5 min. später um 18:25 Uhr gestartet. Umso näher der Start rückte, umso größer wurde auch meine Aufregung. Das Wetter war zum Start der Frauen besser als erwartet, änderte sich bis zu unserem Start und vor allem dem Zieleinlauf noch mal deutlich. Schließlich sind wir bei Regen gestartet. Aber das war egal, während des Laufs hat man davon eh relativ wenig mit bekommen.
Die Stimmung an der Strecke war wirklich mega. Trotz des Regens waren so viele Zuschauer an der steilen Strecke verteilt und haben uns angefeuert - es war teilweise richtig laut. Verstanden habe ich die Anfeuerungsrufe auf Schwedisch zwar nicht, aber es hat unheimlich gepusht. Das war für mich auf jeden Fall eine einmalige Erfahrung, die ich sonst auf meinen solo Bergläufen natürlich nicht habe.
Die Strecke war teilweise verdammt steil. Es gab einen längeren Streckenabschnitt an dem man sich eigentlich nur an einem Seil hochgezogen hat, weil der Weg hier extrem steil war. Zwischenzeitlich ging mir nur durch den Kopf, wie man sich überhaupt ein so brutales Rennen ausdenken kann.
Das Rennen war kurz aber heftig. Ich glaube, dass für mich die längere Distanz besser gewesen wäre als der "kurze Sprint". Aber das ist nur ein Gefühl oder vielleicht rede ich es mir auch nur ein, weil sich der "Vertical Sprint" für mich deutlich heftiger angefühlt hat, als ich es erwartet hatte.
Irgendwann hat man die großen Åre Buchstaben am Berg gesehen. Ich wusste, dass ca. 100 m nach diesen bereits das Ziel kommen sollte. An diesem Punkt habe ich dann nochmal die letzten Kräfte mobilisiert und bin an 2-3 Läufern vor mir vorbei gezogen, die mich beim ersten Anstieg direkt nach dem Start überholt hatten. Im Ziel waren schon Basti und alle anderen aus unserer Gruppe. Mein Rang war irgendwas jenseits der 100, aber das war mir beim Lauf über die Ziellinie total egal. Es war einfach ein so verdammt gutes Gefühl - vollgepumpt mit Adrenalin.
Auf dem YouTube Kanal vom Veranstalter gibt es ein kurzes Video zum Rennen. Ich habe mir das schon zigmal angeschaut. Die Emotionen vom Rennen kommen darin so gut rüber. Aber vermutlich fühlt man das als Teilnehmer selbst auch nochmal viel intensiver.
Mein Ziel ist es auf jeden Fall, auch in 2024 wieder an den Start zu gehen. Auf das Rennen werde ich mich dann auch etwas mehr vorbereiten, als das dieses Jahr der Fall war. Mal sehen, vielleicht werde ich generell auch mal woanders an einem "offiziellen Lauf" teilnehmen. Durch die tollen Stimmung beim PP Vertical K Race kann ich mir das nun deutlich besser vorstellen.