Nach dem Stoneman Glaciara Hike im Sommer mit den ca. 65 km und über 3.000 Höhenmeter sollte ein Megamarsch mit 50 km in Freiburg doch eigentlich kein Problem sein. Oder etwa doch? Ich sage es mal so, ich habe die Belastung doch etwas unterschätzt. Wenn du auch einen Megamarsch planst, dann helfen dir meine Eindrücke vielleicht weiter.
Das Megamarsch Konzept ist seit Jahren etabliert. Das merkt man direkt nach der Anmeldung. Man erhält vor dem Megamarsch u.a. eine GPX-Datei mit der Strecke, welche man z.B. in der Outdooractive oder Komoot App nutzen kann. Zusätzlich hat man Zugriff auf ein sehr ausführliches PDF Dokument mit vielen Informationen und Tipps zum Megamarsch im Allgemeinen. Neben diesem erhält man ein zweiten PDF Dokument mit Informationen zum Megamarsch, bei dem man sich angemeldet hat. Wer sich richtig intensiv vorbereiten möchte, der findet auf der Megamarsch Website auch einen ausführlichen Blog oder kann sich den offiziellen Podcast zu der Strecke anhören. Viel mehr geht eigentlich nicht.
Was hatte ich beim Megamarsch mit dabei (Werbung)?
Der Check-In zum Megamarsch ist direkt vor dem Start möglich. Hierzu sollte man ca. 30 Minuten vor seiner Startzeit auf dem Event Gelände sein. Alternativ konnte man den Check-In auch schon am Tag zuvor erledigen, was ich gemacht habe. Man erhält dort sein Stoffbändchen, welches man benötigt, um das Startgelände betreten zu können. Die Stoffbändchen haben für die unterschiedlichen Startzeiten jeweils eine eigene Farbe. Tatsächlich hat sich am Morgen eine Schlange beim Check-In gebildet, aber es ging dort trotzdem relativ zügig vorwärts.
Die Zeit zwischen Check-In und Start konnte man im Startbereich dann noch für ein Foto vor einem großen Columbia Schuh nutzen, was gefühlt auch fast jeder gemacht hat, ich natürlich auch. Ansonsten gab es auch noch ein paar Infostände und auch noch einen Espresso-Wagen, um sich noch einen kleinen Koffein Kick vor dem Start zu holen.
Man startet in verschiedenen Wellen mit jeweils ca. 300 anderen Teilnehmern - allerdings werden diese nicht gleichzeitig losgeschickt, sondern im 5 Minuten Takt. Frühester Start war um 7:00 Uhr. Ich hatte mich relativ spät mit dem "Last Chance" Ticket angemeldet, von daher war ich erst in der letzten Gruppe um 8:15 Uhr dran. Irgendwann ging es dann tatsächlich für mich los und die "rote Bändchen" Gruppe war dran. Als ich dann in meiner Startergruppe stand und über die Lautsprecher der Start-Countdown zu hören war, kam tatsächlich etwas Anspannung in mir auf. Gegen 8:20 Uhr war es dann so weit, der Megamarsch in Freiburg hatte für mich offiziell gestartet. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, es sollte deutlich anstrengender an dem Tag für mich werden, als ich gedacht hätte.
Der Megamarsch in Freiburg ist von der Strecke recht abwechslungsreich. Von der Bodenbeschaffenheit laut Komoot sind ca. 24 km Asphalt und der Rest Kies oder naturbelassen. Man startet in der Nähe der Messe von Freiburg, wo sich auch die offiziellen Parkplätze (5 Euro) befinden. Die ersten 2-3 km geht es durch Freiburg, bevor es dann in die nahe gelegene Natur geht.
Eigentlich wollte ein Freund von mir mitkommen, aber er ist leider kurz vor dem Megamarsch krank geworden. Das machte aber nichts, ich habe schon auf den ersten Kilometern Kalle und Leo kennengelernt. Wir sind dann tatsächlich die restlichen ca. 47 km zusammen geblieben. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es zu weit oder in einer Gruppe deutlich einfacher fällt, den Megamarsch zu bestreiten als alleine.
Die Strecke führt unter anderem auch über den Schlossberg. Von diesem hat man einen tollen Blick auf das Freiburger Münster. Vermutlich war das Münster nach dem Columbia Schuh am Start der zweite richtig heiße Foto-Spot für alle Teilnehmer. Laut Veranstalter ist der Megamarsch in Freiburg mit seinen ca. 1.200 Höhenmeter übrigens unter den 50 km Megamärschen auch der mit den meisten Höhenmetern.
Auf den 50 km gab es insgesamt vier Verpflegungsstationen. Die Erste (Kickstarter-Station) kam nach 12,1 km, die Zweite (Recharger-Station) nach 24,1 km, die Dritte (Recover-Station) nach 31,8 km und die Vierte (Keep-Up-Station) nach 43,1 km. Bestimmte Dinge wie Bananen, Müsli-Riegel, Wasser oder Iso-Pulver gab es bei allen vier Stationen. Ansonsten sind die Stationen unterschiedlich bestückt und passend zur Tageszeit. So gab es zum Beispiel bei der Verpflegungsstation 2 eine warme Linsensuppe und bei der Verpflegungsstation 3 Kuchen. In dem PDF-Booklet zum Megamarsch wird auch ganz genau aufgeführt, was es an den einzelnen Stationen alles gibt.
Aus meiner Sicht braucht man deswegen nicht zwingend selbst etwas zum Essen mitzunehmen, es sei denn, dass man auf ganz bestimmte Dinge bei einem solchen Megamarsch Wert legt. Einen kleinen Nachteil kann es allerdings geben, wenn man in der letzten Startergruppe startet: unter Umständen sind bestimmte Dinge bereits aus. Das kam bei mir z.B. bei der VP2 mit dem Apfelsaft vor. Highlight war an der VP3 für mich definitiv die Cola. Ich weiß nicht, ob ich mich schon mal so sehr über eine Cola gefreut habe, wie an diesem Tag.
Wenn ich eine Sache vom Megamarsch mitnehme, dann folgendes: Umso länger die Pause an den Stationen, umso härter wird es, wieder in Bewegung zu kommen. Spätestens nach der dritten Verpflegungsstation hat sich der Körper so langsam gemeldet. Es hat einfach hier und da angefangen zu ziehen und langsam weh zu tun. Ein ungewohntes Gefühl für mich, da ich im Trail Running auch schon deutlich längere Läufe hinter mich gebracht hatte - ohne Probleme. Aber vielleicht kam es auch durch die relativ monotone Bewegung bei gleichbleibender Geschwindigkeit.
Nach der Verpflegungsstation 3 ging es nochmal raus aus Freiburg. Grundsätzlich ein toller Teil der Strecke, weil man von schöner Natur umgeben war und später wieder einen tollen Blick auf Freiburg hatte. In dieser Phase habe ich den Zieleinlauf tatsächlich herbei gesehnt. Kalle und Leo ging es genauso. Daher haben wir auch beschlossen, dass wir an der Verpflegungsstation 4 uns nur noch sehr kurz aufhalten, um in Bewegung zu bleiben.
Die letzten km waren tatsächlich hart und auch etwas qualvoll. Kalle, Leo und ich waren in einer kleinen Gruppe von ca. 10-15 Leuten auf den letzten km unterwegs. Wir haben uns gegenseitig gepusht aber auch über unsere körperlichen Schmerzen gejammert. "Geteiltes Leid ist halbes Leid" trifft es vermutlich ganz gut.
Die letzten Kilometer ging es nochmal durch Freiburg. Umso näher wir zum Ziel gekommen sind, umso häufiger kamen uns bereits Finisher mit ihrer Megamarsch-Medaille entgegen. Langsam setzte die Dämmerung ein, als wir nach einer reinen Laufzeit von 9:32 h endlich das Ziel erreicht hatten. Unsere durchschnittliche Geschwindigkeit lag letztlich bei 5,3 km/h. Wir sind zu dritt über die Ziellinie gelaufen und haben direkt unsere Medaille sowie Urkunde entgegen genommen. Was ein grandioses Gefühl.
Für jeden Teilnehmer gab es noch ein Finisher-Bier und wer wollte, konnte sich auch noch digital in der Hall-of-Fame eintragen lassen.
Der Megamarsch war definitiv ein Erlebnis. Der Tag war anstrengender und auch mit mehr "körperlichen Schmerzen" verbunden als ich dachte. Das "monotone Gehen bei gleichbleibender Geschwindigkeit" war ich so nicht gewohnt. Das Gefühl im Zieleinlauf war einfach unbeschreiblich. Eine Mischung aus "zum Glück ist es vorbei" und "Stolz, dass man es geschafft hat". Als ich an dem Tag nach Hause gefahren bin, war ich mir sicher, dass ich so schnell keinen Megamarsch mehr machen werden. Zwei Tage später habe ich allerdings schon die Termine für die Megamärsche in 2024 im Internet gecheckt. Mal sehen, ob ich noch einen 100 km Megamarsch angehe oder nicht. An diesem Tag wären 100 km definitiv für mich nicht möglich gewesen.
Hier noch ein paar Tipps von mir, falls du über einen Megamarsch nachdenkst: